Dienstag, 14. Oktober 2014

Warum wir sie alle brauchen

Bei Zeit Online bin ich kürzlich des Öfteren auf Artikel und Statistiken über „Tierrechtsterrorismus“ gestoßen (z.B. hier und hier). Dieser Begriff soll Menschen bezeichnen, die Bundesgesetze missachten, um Tierrechte durchzusetzen. Das können zum Beispiel Brandanschläge auf Mästerei-Baustellen sein, Tierbefreiungen aus Laboren, Drohbriefe schreiben oder auch Hausfriedensbruch, um Gewalt an Tieren und Missstände in Aufzuchtanlagen zu dokumentieren.

In den Kommentaren entbrennen dann schnell Diskussionen darüber, ob es richtig oder falsch ist, Gesetze für einen guten Zweck zu brechen. Man könnte fragen „Wenn wir Gesetze fordern, die Tiere schützen, warum sollten wir es gutheißen, wenn jemand Gesetze bricht, die Menschen (oder Unternehmen) schützen sollen?“ Man kann aber auch fragen, ob es moralisch vertretbar ist, nichts zu tun, wenn fühlenden Wesen unsagbares Leid zugefügt wird. Man kann fragen, woher wir wissen sollen, dass die ohnehin schon viel zu laschen geltenden Tierrechtsgesetze missachtet werden, wenn niemand Zutritt zu den entsprechenden Anlagen bekommt. Und man kann fragen, ob geltendes Recht angemessenes Recht ist, wenn es nicht in der Lage ist, die schwächsten unter uns zu schützen.

Die eigentliche Frage, die ich mir stelle, ist: wo wären wir ohne „radikale“ Tierschützer? Wie hätte sich die Bewegung entwickelt, wenn niemand von den Gräueltaten an Tieren wüsste, die oft nur durch illegale Aktionen dokumentiert werden konnten? Wodurch würden Protestaktionen legitimiert, wie würden sich Animal Liberation, PETA und der VEBU positionieren können? Heiligt der Zweck die Mittel?

Diese „Terroristen“ kämpfen für die wissenschaftlich belegte und ethisch unumgängliche Tatsache, dass die Interessen von Tieren angemessenen rechtlichen Schutz benötigen. Sie sind keine Hippies, keine Spinner. Sie sind Freiheitskämpfer für die Unterdrückten.

Eine ähnliche Diskussion wird übrigens auch um weniger „radikale“ Veganer geführt. Zum Beispiel Attila Hildmann. Der Autor macht sich unter Anderem damit Freunde und Feinde, dass er abfällig über „die vegane Community“ spricht (als ob es so etwas gäbe). Nichtsdestotrotz hat er hunderten Menschen die vegane Idee näher gebracht. Man kann seine Art schon blöd finden, aber auch ihn kann die Bewegung gebrauchen.


Es ist gut, dass nicht alle Veganerinnen Gesetze übertreten oder sich wie Arschlöcher benehmen. Es ist wundervoll, dass es so viele Variationen von Tierschützern gibt, wie es Tierschützer gibt, wenn jede auf ihre Weise und mit ihren Mitteln die Welt ein bisschen besser macht. Wir sind viele, und wir brauchen euch alle*. Terror in Nummern.

*Rassisten, Homophobe und Sexisten ausgeschlossen. Die braucht kein Mensch.

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