Bei Zeit
Online bin ich kürzlich des Öfteren auf Artikel und Statistiken über
„Tierrechtsterrorismus“ gestoßen (z.B. hier und hier). Dieser Begriff soll Menschen bezeichnen, die
Bundesgesetze missachten, um Tierrechte durchzusetzen. Das können zum Beispiel
Brandanschläge auf Mästerei-Baustellen sein, Tierbefreiungen aus Laboren,
Drohbriefe schreiben oder auch Hausfriedensbruch, um Gewalt an Tieren und
Missstände in Aufzuchtanlagen zu dokumentieren.
In den
Kommentaren entbrennen dann schnell Diskussionen darüber, ob es richtig oder falsch
ist, Gesetze für einen guten Zweck zu brechen. Man könnte fragen „Wenn wir
Gesetze fordern, die Tiere schützen, warum sollten wir es gutheißen, wenn
jemand Gesetze bricht, die Menschen (oder Unternehmen) schützen sollen?“ Man
kann aber auch fragen, ob es moralisch vertretbar ist, nichts zu tun, wenn
fühlenden Wesen unsagbares Leid zugefügt wird. Man kann fragen, woher wir
wissen sollen, dass die ohnehin schon viel zu laschen geltenden
Tierrechtsgesetze missachtet werden, wenn niemand Zutritt zu den entsprechenden
Anlagen bekommt. Und man kann fragen, ob geltendes Recht angemessenes Recht
ist, wenn es nicht in der Lage ist, die schwächsten unter uns zu schützen.
Die
eigentliche Frage, die ich mir stelle, ist: wo wären wir ohne „radikale“
Tierschützer? Wie hätte sich die Bewegung entwickelt, wenn niemand von den
Gräueltaten an Tieren wüsste, die oft nur durch illegale Aktionen dokumentiert
werden konnten? Wodurch würden Protestaktionen legitimiert, wie würden sich
Animal Liberation, PETA und der VEBU positionieren können? Heiligt der Zweck
die Mittel?
Diese
„Terroristen“ kämpfen für die wissenschaftlich belegte und ethisch
unumgängliche Tatsache, dass die Interessen von Tieren angemessenen rechtlichen
Schutz benötigen. Sie sind keine Hippies, keine Spinner. Sie sind
Freiheitskämpfer für die Unterdrückten.
Eine
ähnliche Diskussion wird übrigens auch um weniger „radikale“ Veganer geführt.
Zum Beispiel Attila Hildmann. Der Autor macht sich unter Anderem damit Freunde
und Feinde, dass er abfällig über „die vegane Community“ spricht (als ob es so
etwas gäbe). Nichtsdestotrotz hat er hunderten Menschen die vegane Idee näher
gebracht. Man kann seine Art schon blöd finden, aber auch ihn kann die Bewegung
gebrauchen.
Es ist gut,
dass nicht alle Veganerinnen Gesetze übertreten oder sich wie Arschlöcher
benehmen. Es ist wundervoll, dass es so viele Variationen von Tierschützern
gibt, wie es Tierschützer gibt, wenn jede auf ihre Weise und mit ihren Mitteln
die Welt ein bisschen besser macht. Wir sind viele, und wir brauchen euch alle*.
Terror in Nummern.
*Rassisten, Homophobe und Sexisten ausgeschlossen. Die braucht kein Mensch.
*Rassisten, Homophobe und Sexisten ausgeschlossen. Die braucht kein Mensch.
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